Freitag, 5. Juni 2015

'65 Florett Schwingenlager wechseln

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort, mittelschwere Dummheiten auch schon mal später. In meinem Fall handelt es sich um die Dummheit die Schwingenlager an meiner '65 Florett nicht gleich bei der Aufarbeitung 2012/13 gewechselt zu haben. Damals schien mir die Schwinge kein Spiel zu haben. Hatte sie auch nicht, die Lagerbuchsen waren eine innige Verbindung mit Dreck und verharztem Öl eingegangen.

Allerdings war diese Bindung nicht von Dauer: Nachdem sich mein Motor-Performance-Problem mittels eines größeren Zylinders aufgelöst hatte (Danke dafür an Gerd von den Kreidler Freunden Köln!) unternahm ich einige größere Testfahrten welche mein Moped schon nach kurzer Zeit mit wahrhaft dramatischem Spiel an der Schwinge quittierte. Das Hinterrad ließ gut einen Zentimeter quer zu Fahrtrichtung hin und her bewegen. Die jetzt mitlenkende Hinterachse führte zu entsprechend eierigem Fahrverhalten, außerdem begann das Hinnterrad innen am Kotflügel zu schleifen.


Also bestellte ich bei Lothar Hanke neue Buchsen und sicherheitshalber neue BSA-Keile da ich nicht davon ausging, dass die alten den Ausbau überleben würden.

Lagerbuchsen aus Kunststoff und BSA-Keile
In der "Anleitung blau" von Kreidler werden kaum fünf Zeilen für den Tausch der Schwingenlager verschwendet. Bevor ich mich also an die Arbeit machte, hegte ich die Hoffnung, dass der Tausch der Buchsen mit "rausprügeln / reinkloppen" einfach zu erledigen sei. Jetzt kommen wir aber zur göttlichen Strafe: Der Herr hat mich mit einem Moped gesegnet welches einen vertikal geteilten Kettenkasten hat. Und um die Schwingenachse auszubauen muss man die äußere Hälfte des Kettenkastens abnehmen. Und um die diese Hälfte auszubauen muss man das Hinterrad, den Ritzelträger, die Kette, die hintere Fußraste und den Stoßdämpfer demontieren. Die innere Hälfte des Kettenkasten montiert man damit automatisch auch ab. Und wenn man einmal soweit ist, kann man auch gleich die Schwinge zur Reinigung ganz raus nehmen.


Die BSA-Keile waren wider Erwarten nicht festgerostet und leißen sich relativ leicht austreiben, ein Glück, denn die Neuteile passen von Durchmesser her nicht. Das rausschlagen der Achse war schon schwieriger, gegen gezielte Schläge mit den 2kg-Hammer konnte aber auch sie nicht wiederstehen. Spätestens jetzt war klar, dass das mit dem "rausprügeln / reinkloppen" bei noch montiertem Hinterrad sowieso nicht geklappt hätte. War also doch gut dass ich das halbe Moped abbauen musste.

Von den werksseitig montierten Lagerbuchsen war wirklich nur noch klebriger Brösel übrig. Die Hülsen im Rahmen habe ich mit der Dremel-Drahbürste gereinigt.



Der Spalt im Bild oben sollte eigentlich vom Kragen der Lagerbuchse ausgefüllt sein. Die Originalteile hatten sich jedoch weitestgehend in Staub aufgelöst.
Danach wurden die neuen Buchsen entgratet, mit Fett versehen und mit sanften Schlägen des Gummihammers in den Rahmen eingesetzt.

   
Neue Lagerbuchen im Rahmen, die Nylon-Hülse unten schützt den Rahmen vor der schlackernden Kette.
Schwingenachse und Schwinge wurden gründlich gereinigt. Die Achse wurde mit Stahlwolle solange poliert bis sie wieder einigermaßen leichtgängig in die Bohrungen der Schwinge zu drücken war.
Der Einbau der Schwinge war recht fummelig, denn sie muss über mit sanfter Gewalt auf die vorstehen Kragen der Lagebuchsen gedrückt werden. Ich habe die Schwinge zunächst auf der Auspuffseite mittels eines Dorns (Knarrenverlängerung) fixiert und dann auf der anderen Seite mittels des Gummihammers in Position geschlagen. Klingt einfacher als es war, nach dem dritten oder vierten Versuch hat's dann aber geklappt. Zum Schluß habe ich die Achse wieder in den Rahmen kloppt (auf richtige Positon der Kerben für die Keile achten!) Und dann natürlich -Strafe muss sein - Hinterrad, Kettenschutz usw. wieder montieren.

Insgesamt hat die ganze Aktion ca. sechs Stunden gedauert. Nach über einem Jahr Pause hat Schrauberei ziemlich viel Spaß gemacht. Vor allem die anschließende Probefahrt zum Kreidlerstammtisch mit eklantant verbessertem Fahrverhalten hat mich davon überzeugt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Hätte ich mal 2013 schon machen sollen.


1 Kommentar:

  1. Prima Anleitung, das mache ich jetzt auch bei meiner Florett BJ 69.
    Danke! Dann macht,s wieder ,,räääängdääängdäänng,,!

    AntwortenLöschen

My life on wheels III: Große Freiheit Nr. 1

  My first Mofa. Ein gewichtiges Thema. Mit fünfzehn, mitten in der Pubertät, konnte ein Mofa ein wichtiger Meilenstein in der per...